Person


Jens Domes – ein Mensch, bei dem schon sein ‚richtiges’ Leben von Vielschichtigkeit zeugt. Doch hinter, unter dieser formalen Oberfläche stecken weitere Schichten, die sich vor allem in seinem künstlerischen Werk ausdrücken: als Musiker dem Schlagzeug und Gesang zugetan, als Darsteller der Performance verbunden, und als Bildhauer vor allem der Erprobung von Papier verschrieben. Letzteres illustriert den künstlerischen Ansatz von Domes vielleicht am Besten: Mit dem Material interagierend, es übereinander legend, zerknüllend und verwerfend, formt er fragile Objekte, die zwischen der Verletzlichkeit und der enormen Kraft des Papiers lavieren. Er trifft damit die Pole des Lebens und wendet dessen hintergründige, tiefgründige und oft auch abgründige Vielschichtigkeit sehenden und deshalb lachenden Auges nach außen.

Es sind beiläufige Figuren, die er formt. Sie wirken unfertig, nicht bis ins Kleinste ausgearbeitet, unvollkommen – absichtsvoll. Denn erst durch diese Unvoll-kommenheit fordern sie heraus: zur Assoziation und zum Spiel, zum Philosophieren über das Leben, seinen Weg und sein Ziel, zum Erzählen von traurigen, fröhlichen oder einfach absurden Geschichten.
Die Frau, in sich ruhend, trägt leichtes Gepäck auf dem Rücken, weil „Sie weiß“ um die Lasten des Lebens. Der kleine Kerl mit dem Tornister ist fröhlich lachend auf „Suchflug“, weil er das Leben gerade erst zu entdecken beginnt. „Das Paar“ neigt sich einander zu in vertrauter Fremdheit. Das Echsenkopfwesen kann den Hals nicht lang genug strecken vor Neugier, vielleicht auf das Spiel mit jenen anderen Figuren, die Knochen gleichen – Erinnerung an das letzte Mahl? Und „Er geht“ – anders als „Sie…“ – mit weit ausholendem Schwung, mitten hinein in den offenen Raum, in die Zukunft...

Man kann aber auch andere Geschichten erzählen: „Sie weiß“, dass sie verbrannt ist, alle Habe verloren hat bis auf das, was sie am erstarrten Leib trägt. Das Echsenkopfwesen reckt seinen Hals nur, um nicht selbst im Sumpf zu ertrinken und zu enden wie diese anderen Figuren, knochengleich und bleich. Und „Er geht“, zur Farblosigkeit reduziert, ins Leere, auf Luftschlösser bauend – im nächsten Schritt wird er abstürzen…
Die Figuren von Domes provozieren mit ihrer Vielschichtigkeit Assoziationen. Jeder Betrachter wird seine eigenen Geschichten dazu finden, gerade weil die Figuren nicht alles mit sich machen lassen. Weil sie in aller Gebrochenheit ihre Eigenart stolz und trotzig bewahrt haben.

Reduktion und Absurdität
Domes erzählt keine Geschichten, sondern entdeckt sie in den Figuren – für sich und für den Betrachter. Es sind Geschichten voll fröhlicher Absurdität. Sie erwachsen aus Alltäglichkeiten, auch im Material, und aus den Grundelementen der Existenz, aus Liebe und Hass, Freude und Angst, Geborgenheit und Heimatlosigkeit. Sie figurieren die sinnlose Suche nach Zwecken und Zielen dahinter – der Sinn liegt in der Suche, und Domes´ Figuren stellen sich ihm und anderen zur Antwort bereit.

Dr. Sabine Werner

Vita


  • 1967 geboren in Gießen
  • Ausbildung zum Drucker
  • Zivildienst auf der Insel Borkum 
  • Religionspädagogische Ausbildung (Diakon) 
  • Theaterpädagogische Qualifikation
  • Studium Kulturmanagement, Abschluss M.A. 
  • Künstlerische Tätigkeit seit 2001
  • Freischaffender Künstler und Musiker
  • Kulturbeauftragter, Karlskirche Kassel